Selbstwirksamkeit – Was ist das?
Unter Selbstwirksamkeit versteht man die Überzeugung einer Person, auch schwierige Situationen und Herausforderungen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen zu können.
Es ist also wie ein Programm, dass im Hintergrund abläuft und bei allen Handlungen prüft: Schaffe ich das oder nicht? Bin ich der Situation gewachsen oder nicht? In diesem Artikel geht es um einen der wichtigsten Bausteine, wenn es um das Thema Resilienz geht.
Wie ausgeprägt schätzt Du diese Eigenschaft bei Dir ein? Hier sind ein paar Bereiche, auf die Deine Selbstwirksamkeit Einfluss haben kann.
10 Merkmale, die dafür sprechen, dass Du Dich nicht oder nur eingeschränkt selbstwirksam erlebst
- Neue Situationen machen Dir Angst oder verunsichern Dich
- Du weißt nicht, wie Du mit schwierigen Situationen umgehen sollst
- Du neigst dazu, in unangenehmen Situationen zu verharren
- Du erlebst Dich als Opfer der Umstände
- Du denkst in Problemen statt in Lösungen
- Du vermeidest es gerne, Risiken einzugehen
- Du lässt Dich von kritischen Äußerungen Deiner Mitmenschen verunsichern
- Du probierst es lieber erst gar nicht, wenn Du unsicher bist
- Du reagierst in Situationen häufig mit Gleichgültigkeit
- Du denkst häufig „Das hat doch keinen Sinn.“, wenn es darum geht, etwas zu ändern.
Diese Merkmale treffen überhaupt nicht auf Dich zu? Dann herzlichen Glückwunsch! Deine Selbstwirksamkeit scheint gut ausgeprägt zu sein. So soll es sein.
Vielleicht treffen einige oder alle Aussagen auch nur auf bestimmte Bereiche Deines Lebens zu. Das ist gut möglich, denn manchmal erleben wir uns auch nur in Bezug auf bestimmte Themen wenig selbstwirksam. Warum das so ist, erkläre ich gleich.
Wieso gehen wir so unterschiedlich an Herausforderungen heran?
Die Antwort auf die Frage „Kann ich das schaffen?“ kommt selten aus einer realistischen Einschätzung der aktuellen Situation. Meist handelt es sich hier um einen unbewussten oder auch bewussten Vorgang, dessen Verlauf aber auf der Summe der Erfahrungen aus der Vergangenheit beruht. Und je negativer diese gewesen sind, umso geringer wird die Selbstwirksamkeits-Überzeugung ausfallen. Kommen dann noch äußere Faktoren hinzu (z.B. gut gemeinte Ratschläge wie „Übernimmst Du Dich da nicht?“) wird das vermeintliche Risiko meist nicht eingegangen. Das ist schade, denn so wird das Minuskonto weiter genährt, anstatt auf der positiven Seite etwas entgegenzusetzen.
Es hat also auch viel mit dem eigenen Selbstbewusstsein, bzw. dem Selbstvertrauen zu tun, ob man sich selbstwirksam erlebt oder nicht. Je nachdem, was Du für Erfahrungen in Deinem Leben gemacht hast, kann sein, dass Du in bestimmten Bereichen (denen, in denen Du erfolgreich warst/bist) sehr selbstbewusst bist, in anderen dafür aber gar nicht. Vielleicht bist Du sehr erfolgreich in Deinem Beruf, traust Dich aber nicht anzusprechen, wenn Dir etwas auf der Seele liegt, weil Du in diesem Bereich bisher keine guten Erfahrungen gemacht hast. In diesem Fall kannst Du Deine vorhandene Selbstwirksamkeit aus dem einen Bereich nutzen und auf den anderen Bereich übertragen.
Bestimme die Richtung, in die Du Dich bewegen möchtest
Wie bei so vielen Dingen gibt es hier die Möglichkeit einer Aufwärts- und einer Abwärtsspirale. Je weniger ich mir zutraue, desto weniger probiere ich und umso weniger traue ich mir beim nächsten Mal zu. Diese Abwärtsspirale gilt es zu durchbrechen – sei es nun in Bezug auf die gesamte Lebenseinstellung oder nur in Bezug auf ein bestimmtes Thema. Wie das funktioniert erfährst Du gleich bei den Tipps.
Einmal in die Gegenrichtung unterwegs tritt der positive Effekt ein: Eine positive Erfahrung fördert das Selbstbewusstsein. Ein neuer Samen ist gesät. Dieser will gehegt und gepflegt werden. Mit der nächsten bestandenen Herausforderung wird aus dem Samen ein Keimling. So langsam beginnt Dein Bild sich zu verändern. Zweifel sind nur noch klein oder Du nimmst sie nicht mehr so ernst. Nächste Herausforderung gemeistert: Aus dem Keimling wird ein Jungbaum. Der Baum wächst und wächst. Ab einer gewissen Stärke ist Dein Wachstum nicht mehr aufzuhalten. Du entwickelst eine positive und selbstbewusste Haltung. Dadurch, dass Du immer wieder erlebst, dass Deine Handlungen zu für Dich guten Resultaten führen, stärkst Du Dich und Deine Selbstwirksamkeit. Als großer, starker Baum knicken Dir bei einem Sturm vielleicht ein paar Äste ab. Aber Du kippst deswegen noch lange nicht um.
Warum ist Selbstwirksamkeit so wichtig?
Selbstwirksamkeit ist ein wesentlicher Faktor, wenn es um das Thema Resillienz, also die psychische Widerstandskraft geht. Wenn Du Dich als großen, starken Baum erlebst, also weißt, dass Du schon viele Stürme durchlebt hast, wenn Du die Erfahrung gemacht hast, dass Du Herausforderungen bewältigen kannst, dass Du Dich auf Deine Fähigkeiten verlassen kannst, dann machen Dir schwierige Situationen auch keine Angst mehr. Du entwickelst eine innere Sicherheit die Bestand hat. Es kann ein Gefühl des getragen sein entstehen. Du weißt, dass Du etwas bewirken kannst.
Mit diesem Wissen wirst Du viel schneller gut für Dich sorgen, wenn Du mal in einer unangenehmen Lage bist. Wieso solltest Du darin verharren, wenn Du doch weißt, dass Du etwas daran ändern kannst? Und so wirst Du zum Gestalter Deines Lebens und übernimmst Verantwortung für Dein Sein.
Das bedeutet natürlich nicht, dass immer alles nur eitel Sonnenschein ist. Das Leben hält trotzdem noch Zitronen für Dich bereit. Aber anstatt zu versauern hast Du nun Wege gefunden, wie Du aus den Zitronen des Lebens Limonade machen kannst.
Selbstwirksamkeit kann man lernen
Das schöne ist, dass man Selbstwirksamkeit lernen kann. Die Ursachen für das Fehlen werden, wie so vieles, in der Kindheit gelegt. Das Potential dafür ist in uns allen angelegt. Wenn wir aber immer wieder erleben, dass unsere Versuche, etwas zu bewirken nicht fruchten, dann verkümmert dieses Potential. Ob eine gewisse Neigung zur Opferhaltung bereits mitgebracht wird oder erst durch diese Misserfolge in der Kindheit geprägt wird kann ich nicht mit Gewissheit sagen. Aber für mich hängen diese beiden Dinge ganz eng zusammen. Deswegen finde ich für die Stärkung der Selbstwirksamkeit zwei Dinge wichtig:
- Das richtige Mindset
- Die praktische Umsetzung
Lernen tut man durch Erfahrung, nicht durch reines Wissen. Erst das Anwenden des Wissens macht aus den Informationen eine wirkliche Erfahrung. Und diese führt zur Veränderung. Aber wenn ich mir vorher schon mal klar mache, wie ich über mich denken sollte, damit etwas auch wirklich funktioniert, dann kann das für die Anwendung sehr hilfreich sein. Ich schaffe damit sozusagen einen Nährboden, in dem die Saat die ich setze aufgehen kann.
So kannst Du Deine Selbstwirksamkeit erhöhen
Das Mindset:
- Mache Dir klar, dass Du der Gestalter Deines Lebens bist – auch wenn Du Dich bisher nicht so wahrgenommen hast. Geh in die Selbstverantwortung und hör auf, Dich als Opfer der Umstände zu fühlen. Nimm Deine Kraft an.
- Gib Dir einen Vertrauensvorschuss. Bisher hast Du vielleicht gezweifelt an Dir und Deinen Fähigkeiten. Diese Zweifel kommen aber aus der Kindheit. Mittlerweile bist Du älter, hast viel gelernt, hast schon ganz viel geschafft. Mach Dir das bewusst und vertraue darauf, dass Du es schaffen kannst. Und „es schaffen“ bedeutet nicht immer, es alleine zu schaffen. Etwas schaffen kann auch bedeuten, sich Unterstützung zu holen. Du musst nicht alles alleine schaffen.
- Ändere Deine Einstellung in Bezug auf das Thema Fehler machen/Niederlage. Oft haben wir ein schlimmes Bild davon Fehler zu machen, etwas falsch zu machen, etwas nicht zu schaffen. Vielleicht wurden wir als Kind dafür niedergemacht, haben uns geschämt, fühlten uns nicht geliebt. Diese tiefsitzenden Gefühle können dazu führen, es später nicht mal mehr zu probieren. Dabei besteht das ganze Leben aus „Trial and Error“. Wer etwas wagt macht Fehler. Normal. Wenn ich diese Fehler aber anders bewerte, nämlich als Kurskorrektur oder als Möglichkeit, daran zu wachsen und mich weiter zu entwickeln, dann brauche ich auch keine Angst davor haben.
Der schlimmste Fehler in diesem Leben ist, ständig zu befürchten, daß man einen macht.
Elbert Hubbard
Praktische Umsetzung
- Setze Dich mit Dir auseinander. Wie selbstwirksam erlebst Du Dich? In welchen Situationen? Wo gibt es Entwicklungsbedarf?
- Ändere Dein Mindset (siehe oben)
- Suche Dir kleine Herausforderungen in den Bereichen, in denen Du Deine Selbstwirksamkeit erhöhen möchtest.
- Stelle Dich den Herausforderungen ganz bewusst. Sei dabei liebevoll mit Dir. Beobachte Dich. Wie geht es Dir dabei? Was macht Dir Angst? Was fällt Dir leicht?
- Klopfe Dir anschließend auf die Schulter. Mach Dir bewusst, dass Du etwas geschafft hast, was Du Dir bis dahin nicht zugetraut hast. Das ist die wichtige Erfahrung für Dein Gehirn. Dadurch entwickeln sich neue Verschaltungen, die zukünftig mehr und mehr dafür sorgen, dass Du anders an schwierige Situationen herangehen kannst.
- Mache weiter mit 3. 🙂
Durch diese positiven Erfahrungen wächst ganz von Selbst auch Dein Selbstvertrauen. Es ist der Weg in die Aufwärtsspirale, die ich oben beschrieben habe. Ich selbst durfte diesen Weg ebenfalls gehen und ich kann Dir sagen, dass es wirklich funktioniert und die absolute Befreiung ist, wenn man sich in seinem bisherigen Leben wenig selbstwirksam erlebt hat. Der Blick auf herausfordernde Situationen ändert sich und vieles, was früher ein Problem war, ist nun keins mehr. Schwierige Situationen können als Herausforderung wahrgenommen werden. Der Unterschied ist, dass dadurch keine unangenehmen oder belastenden Gefühle mehr entstehen. Und das bringt richtig viel Leichtigkeit ins Leben. Probiere es aus!
Vergiss nicht, Du hast wie jeder Mensch dieses Potential in Dir. Wenn Du Schwierigkeiten hast, es zu entfalten, dann liegt das nicht daran, dass Du es grundsätzlich nicht kannst. Vielleicht fällt es Dir nur schwer heranzukommen.
Und scheue Dich nicht, Dir Unterstützung zu holen. Manchmal braucht man einen kleinen Anschubser, jemanden, der einen begleitet und darin bestärkt dran zu bleiben.
Werde zum Gestalter Deines Lebens!
Alles Liebe,
Bela ❤️