Neulich in meiner Küche: Ich war am Vorratsschrank, um etwas heraus zu holen. Dabei hab ich die offene Packung Spaghetti versehentlich umgeworfen, die dabei – natürlich mit der Öffnung zuerst – herausgefallen ist. Die Nudeln haben sich großflächig auf dem Fußboden verteilt. Ich war glaube ich in Eile oder hatte gerade sauber gemacht. Es passte mir jedenfalls überhaupt nicht in den Kram. Mir entfuhr ein spontanes „NEEEIN“ und sofort zeigten sich entsprechende emotionale Reaktionen wie Genervtsein, Ärger usw. Eine recht gängige Art, in so einer Situation zu reagieren. Allerdings auch irgendwie überflüssig.
Und dann kam mir ein Geistesblitz. Ein Moment der Wachheit, der es mir ermöglicht hat, nicht einfach zu reagieren, sondern bewusst zu agieren. Ich war nämlich eigentlich ganz gut gelaunt und hatte keine Lust auf unangenehme Gefühle – schon gar nicht wegen so einer Lappalie. Mir wurde klar, dass das "Nein" und die damit verbundene Abwehr dazu führt, dass ich negative Gefühle entwickle (nichts grandios neues, aber in dem Moment war es so besonders klar und deutlich). Also habe ich bewusst „JA“ gesagt - sowohl verbal ausgesprochen als auch innerlich zu der Situation – und mich tatsächlich spontan besser gefühlt.
Was geschieht da?
Mit dem „Nein“ bringen wir zum Ausdruck, dass wir das erlebte Ereignis nicht wollen. Verständlich. Allerdings erzeugt es Widerstand und damit unangenehme Gefühle, im schlimmsten Fall Leid. Da es aber geschehen ist, ist es völlig sinnlos, sich dagegen zu wehren. Es ist wie es ist. Das gilt es anzunehmen. Das auch verbal zum Ausdruck zu bringen, indem ein „Ja“ ausgesprochen wird, kann helfen und, wie in meinem Fall, zu einem angenehmeren Gefühl führen, da man nicht mehr gegen die Realität ankämpft. Die Kraft, die sonst für den Widerstand und die negativen Emotionen draufgeht, bleibt zur Verfügung, um die Situation zu ändern oder einen guten Umgang damit zu finden. Anstatt in Negativität zu versinken, kannst du dich schnell wieder in eine von dir gewünschte Richtung bewegen. Zugegeben, die Sache mit den Nudeln ist banal. Aber irgendwie besteht unser Leben ja auch aus vielen kleinen, banalen Momenten. Und wie oft regen wir uns über solche Kleinigkeiten auf?
Das "Ja" ist eine Haltung, die gelernt werden kann
Wie gut und wie schnell das Umschwenken der Gefühle funktioniert, ist natürlich auch abhängig von der Situation. Bewegen wir uns in weniger banalen Situationen, zum Beispiel weil wunde Punkte berührt werden, wird es zunehmend schwieriger, das Geschehene anzunehmen. Denn das „Ja“ führt dazu, die aufkommenden Gefühle wahrzunehmen. Und das vermeiden wir gerne.
Aber wenn wir es schaffen, die Haltung des “Ja“ im Alltag mit kleinen Situationen zu üben, dann fällt es mit der Zeit auch leichter, bei größeren Herausforderungen beim „Ja“ und damit im Fluss des Lebens zu bleiben. Es geht um die Akzeptanz der Dinge, die passieren und die vielleicht nicht dem eigenen Plan entsprechen, anstatt dagegen anzukämpfen. Klar ist zu prüfen, ob es sich nicht doch um etwas handelt, was verändert werden kann. Aber für die Momente, wo das nicht der Fall ist, gilt es zu lernen, mit dem Leben zu gehen, die Herausforderungen anzunehmen und einen Umgang damit zu finden. Eine neue Lösung. Am besten ohne Leid und Kampf - eher spielerisch.
Oftmals erkennt man im Nachhinein sogar, dass es einen Grund gab für das Geschehene und vielleicht ist es sogar zu etwas gut gewesen ist. Es ist eine Haltung, die gelernt und mit der Zeit immer mehr verinnerlicht werden kann und die hilft, ein Vertrauen entstehen zu lassen, dass das Leben es gut mit einem meint.
Wie leicht fällt es Dir, die Dinge, die geschehen sind anzunehmen – im Kleinen und im Großen?
Probiere es doch beim nächsten Mal aus, bewusst "Ja" zu sagen und teile gerne Deine Erfahrungen mit mir!
Das Leben ist unser größter Lehrmeister. Ich ziehe gerne meine Erkenntnisse aus diesen kleinen Dingen, die im Alltag geschehen. Vieles lässt sich davon auch auf andere Situationen übertragen.