17/04/2017

Konflikte lösen – Verbindung schaffen

By Bela Janine Höfer

April 17, 2017


Reden hilft

In Konflikten entsteht eine Trennung zwischen beiden Parteien. Dann ist es umso wichtiger, wieder aktiv eine Verbindung herzustellen. Wie das gelingen kann und was Dir dabei oft im Wege steht, verrate ich Dir in diesem Artikel.

Jeder Mensch lebt in seinem eigenen kleinen Universum. Auf seiner eigenen Insel, wie Vera Birkenbihl es gesagt hat. Weil wir mit unserer Sicht auf die Welt so eng verbandelt sind, fällt es manchmal schwer, sich davon zu lösen und auf dem Schirm zu haben, dass ein anderer Mensch es vielleicht ganz anders wahrnehmen könnte. Und dann wundern wir uns oder sind verletzt, wenn Dinge, die für uns absolut selbstverständlich und vielleicht sogar sehr wichtig sind, vom anderen „missachtet“ werden.
Ich beobachte, dass gerade in solchen Momenten häufig geschwiegen wird. Das Fatale daran ist, dass dadurch keine wirklich Verbindung entstehen kann. Wirklicher Kontakt ist nur dort möglich, wo man sich wahrhaftig begegnet. Und natürlich passiert auch keine Veränderung, wenn ich nicht sage, was ich brauche. Mein Gegenüber ist darauf angewiesen, dass ich meine Wünsche ausspreche. Warum tun wir uns häufig so wahnsinnig schwer damit? Und ziehen uns stattdessen lieber zurück? Wieso haben wir nicht gelernt, „Brücken“ zu bauen?

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Warum wir verlernt haben zu reden

#Schuld

Ich glaube, das hat mehrere Gründe. Zum einen basiert bei uns viel auf dem Konzept von Schuld. „Ich fühle mich schlecht, weil mein Kollege etwas gemacht hat, also ist er Schuld daran, dass ich mich schlecht fühle.“ So oder so ähnlich läuft es mehr oder weniger bewusst auf den verschiedenen Ebenen ab. Und wenn ich so über andere denke, bedeutet das natürlich im Umkehrschluss, dass auch ich schuldig bin, wenn ich etwas mache, was beim anderen unangenehme Gefühle auslöst. Bullshit.

#abgeschnittensein

Dazu kommt, dass viele Menschen gar nicht mehr wirklich wahrnehmen, was in ihnen los ist. Teilweise werden die Gefühle nicht gespürt oder wenn sie kurz da sind, möglichst schnell wieder unterdrückt. Es schickt sich nicht, schlecht drauf zu sein, traurig zu sein oder gar wütend. Oder es wurde einfach nicht gelernt, damit umzugehen. Also weg damit. Und häufig ist noch viel weniger bewusst, was eigentlich dahinter steckt. Welche erfüllten und unerfüllten Bedürfnisse führen eigentlich zu diesem Erleben?

#Schutz

Ein dritter Punkt mag das Bedürfnis nach Schutz sein. Wer sich seinem Gegenüber öffnet und darüber spricht, was gerade gebraucht wird, macht sich natürlich ein Stück weit nackig – und damit verletzbar. Gerade in einer Auseinandersetzung ist das natürlich heikel. Es braucht viel innere Stärke, in so einem Moment zu seiner Bedürftigkeit zu stehen und das würde ich tatsächlich auch nicht in jeder Situation machen.

Aber gerade in Freundschaften und Beziehungen wäre es doch schön, wenn man so offen und ehrlich miteinander umgehen würde. Dann braucht es auch gar nicht erst zu solchen Auseinandersetzungen kommen.

Es könnte so einfach sein, wenn wir alle gelernt hätten, unsere Anliegen auf eine Art und Weise zu kommunizieren, die dem anderen genügend Raum lassen, darauf zu reagieren. (Wenn Du mehr darüber erfahren möchtest, lies Dir gerne die Artikelserie zur Gewaltfreien Kommunikation durch.) Die Basis für so einen Weg liegt in der Selbstverantwortung. Diese sollte übernommen werden. Dann ist es möglich, gemeinsam Wege zu finden.

Konfliktlösung kann wirklich leicht sein

Ich darf mich glücklich schätzen, einige Menschen um mich zu haben, mit denen ich genau so sein kann. Denen ich sagen kann, wenn ich etwas auf dem Herzen habe, die in der Lage sind, es zu hören ohne in Abwehrhaltung zu gehen, weil sie die Verantwortung für mein Erleben bei mir lassen, mir gleichzeitig aber empathisch begegnen. Das gleiche gilt natürlich auch umgekehrt.

Ich kenne es auch anders. Ich habe auch schon endlose Diskussionen über ein und dasselbe Thema geführt, ohne auch nur einen einzigen Schritt in Richtung Lösung gemacht zu haben. Das nervt – alle Beteiligten. Und ich kann verstehen, dass Menschen darauf keine Lust haben. Ich vermute, häufig ist bei anstehenden Klärungsgesprächen die Sorge, dass genau so etwas entsteht. Eine endlos-sinnlose Diskussion.

Mir ist es wirklich ein Anliegen, dass mehr Menschen erleben, dass es wirklich leicht und einfach sein kann, Konflikte zu lösen. Ich möchte die Scheu davor nehmen, sich zu zeigen mit dem, was gerade lebendig ist. Ich möchte Mut machen, sich klar auszudrücken. Weil ich weiß, dass das wahnsinnig hilfreich für Beziehungen jeglicher Art ist.

Das bringt es Dir, wenn Du Dich mitteilst und klar formulierst, was Du brauchst

  • Ich denke, es liegt auf der Hand. Wenn Du klar mitteilst, was Du möchtest, dann bekommst Du vermutlich auch eine klare Reaktion. Also zum Beispiel ein Ja oder Nein.
  • In einer Situation, in der Du mitteilst, dass Dir etwas nicht gefällt, öffnest Du den Raum für Veränderung.
  • Wenn Du einem Freund/einer Freundin erzählst, wie es Dir wirklich mit etwas geht, schaffst Du eine Verbindung. Ihr könnt Euch so wirklich nahe kommen.
  • Um Dich so deutlich mitzuteilen, brauchst Du natürlich auch selbst erst mal Klarheit darüber. Das heißt, Du verbindest Dich vor allem auch mit Dir selbst und erlangst so mehr Selbsterkenntnis.
  • Du erlebst Dich selbstwirksamer.
  • Erfüllende Beziehungen sind entscheidend für ein erfolgreiches und gesundes Leben. So legst Du einen Grundstein dafür.

Das sind doch ziemlich tolle Argumente, oder?


Was bringt es Deinem Gegenüber, wenn Du Dich wahrhaftig mitteilst?

Häufig höre ich aussagen wie „Ich will dem anderen nicht weh tun, deswegen sage ich lieber nichts.“. Was im ersten Moment wie ein feiner Charakterzug wirkt, ist für mich nicht besonders überzeugend. Klar, im ersten Moment macht so etwas natürlich weniger Trouble, keiner muss sich mit irgendwas auseinandersetzen. Voll lässig 😉  Aber wenn man mal genauer hinschaut zeigt sich, dass einiges verpasst wird.

  • Die „ist schon okay“-Mentalität verhindert echten Kontakt. Beziehungen bleiben an der Oberfläche. Unter Umständen entsteht so langfristig Frust, was dazu führen könnte, dass Du Dich innerlich entziehst. Du hilfst also Dir und Deinem Gegenüber, dass ihr eine gute Freundschaft/Beziehung führen könnt.
  • Es ist in uns Menschen angelegt, dass wir zum Wohle unserer Menschen beitragen wollen. Nur wenn Du Dich mitteilst, ist der/die andere überhaupt erst in der Lage, Dir Deine Bedürfnisse zu erfüllen.
  • Deine Entscheidung, Dich nicht mitzuteilen, basiert auf der Vermutung, Deinem Gegenüber damit etwas zuzumuten. Du kannst aber nicht wirklich wissen, wozu er oder sie bereit ist. Nur wenn Du darüber sprichst, kann eine Entscheidung dafür oder dagegen getroffen werden. Und man wundert sich manchmal, wie viel Bereitschaft auf der anderen Seite da ist.
  • Du schaffst Vertrauen. Erinnere Dich mal, wie es war, als sich mal jemand Dir gegenüber geöffnet und mitgeteilt hat. Hat es Dich nicht auch berührt? Sich zu öffnen schafft Nähe. Etwas, dass bei uns teilweise ziemlich verloren gegangen ist. Wenn Du den Anfang machst, kann Dein Gegenüber spüren, dass Du vertrauenswürdig bist und so Mut fassen, es ebenso zu tun.
  • Ein Punkt, der mir sehr am Herzen liegt: Wenn Du unwahrhaftig bist, indem Du etwas anderes sagst, als Du fühlst (ist schon okay obwohl es nicht okay ist), stiftest Du (energetisch) Verwirrung. Wenn Dein Gegenüber achtsam und bewusst ist, dann wird er oder sie spüren, dass es nicht stimmt (und es vielleicht sogar ansprechen). Es kann aber sein, dass diese Bewusstheit noch nicht gegeben ist. Dann entsteht eine Verwirrung, mit der man unter Umständen erst mal zu tun hat. Wahrhaftigkeit verhilft also auch Deinen Mitmenschen zu mehr Klarheit.

Ich finde, dass sind ziemlich viele gute Gründe für eine wahrhaftige und klare Kommunikation. Was meinst Du?


Aber wie geht das nun, ohne sich zu verletzen?

Wie schon geschrieben ist der Schlüssel zur Lösung die Selbstverantwortung. Wenn ich mir darüber bewusst bin, dass ich für meine Gefühle und Bedürfnisse selbst verantwortlich bin, haben meine Worte eine ganz andere Wirkung. Ich bin dann vielleicht trotzdem wütend, aber ich kann die Wut besser bei mir lassen, muss sie nicht auf den anderen niederschmettern. Oder ich kann traurig über etwas sein, ohne dem anderen Schuldgefühle damit zu bereiten.
Das funktioniert sehr leicht, wenn diese Selbstverantwortung auf beiden Seiten gegeben ist. Etwas schwieriger wird es, wenn eine Partei noch im Schuldkonzept festhängt. Dann darf erst mal eine vernünftige Basis geschaffen werden. Trotzdem ist es auch da möglich.

Ebenso erschwerend sind heftige Emotionen. Diese Art der Kommunikation erfordert ein empathisches Miteinander. Ein auf den anderen Eingehen, sich einfühlen, verstehen. Das ist aber kaum möglich, wenn das Reptilienhirn in Aktion tritt. Gut ist, wenn dann einer von beiden noch empathisch bleiben kann. Ansonsten ist es auch gut, wenn man kurzzeitig auseinandergeht um sich wieder in einen Zustand zu versetzen, der Mitgefühl zulassen kann.

Wichtig ist, dass Du Deinen Fokus auf die Gefühle und Bedürfnisse des anderen richtest. Und zwar mit dem Wunsch zu verstehen, anstatt zu verurteilen. Empathie ist der Schlüssel für erfolgreiche Kommunikation.

Es geht also darum, diese Haltung zu lernen: Verantwortung statt Schuld, Verbindung statt Trennung, Mut statt Schutz. Sich klar zu machen, dass Gefühle und Bedürfnisse immer in der eigenen Verantwortung und beide Seiten gleichwürdig sind. Dem anderen mit Empathie begegnen anstatt auf sein Recht zu beharren. Wege finden, beide Seiten miteinander zu vereinen. Vertrauen, dass das möglich ist. Und dann ins Handeln kommen, sprich: Reden.

Wenn Du diese Art des miteinander Redens lernen möchtest, kann ich Dir die Gewaltfreie Kommunikation von Marshall Rosenberg sehr ans Herz legen. Dieses Modell bietet großartige Möglichkeiten, um in die Selbstverantwortung zu gehen und das mitzuteilen, was gerade lebendig ist – auch eine Art und Weise, die möglichst viel Raum lässt, für die Erfüllung der eigenen Bedürfnisse zu sorgen.

Das größte Geschenk, dass ich durch diese Art des Miteinanders bekommen habe, ist die Fähigkeit zur Verbindung. Und zwar nicht als Zufallsprodukt im Rahmen von Freundschaften und Beziehungen. Ich kann aktiv in die Verbindung gehen, mich dafür öffnen, wenn ich das möchte. Das ist nicht nur privat hilfreich, sondern auch in Geschäftsbeziehungen. Es ist die Fähigkeit, in Beziehungen Einfluss nehmen zu können indem ich mich auf mein Gegenüber einstelle und dadurch, dass Begegnung stattfindet. Das ist nicht nur erfüllend sondern hilft auch, um schnell und direkt ans Ziel zu kommen, anstatt sich in endlosen Diskussionen zu verlieren.

Die Haltung, die durch das regelmäßige Anwenden entsteht, führt zu einem entspannten Sein, mit mir und anderen. Konflikte können verhindert oder schnell aus der Welt geschafft werden. Auf diese Art kann das Reden dann auch wirklich helfen. Probier es doch mal aus!

Alles Liebe,
Bela ❤️

Bela Janine Höfer

Seit fast 30 Jahren erforsche ich das Feld der Persönlichkeitsentwicklung, Psychologie und Spiritualität. Und vermutlich werde ich nicht mehr damit aufhören, denn es hört nicht auf spannend zu sein. 

In diesem Blog teile ich meine Erfahrungen und mein Wissen mit Dir.

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