„Wenn du deinen Platz nicht einnimmst, musst du dich nicht wundern, wenn andere es tun.“
Dieser Satz kam mir neulich nach einer lehrreichen Situation in den Sinn.
Ich mag es ja, wenn das Leben mir so nette Hinweise liefert.
Inspiriert von einer alltäglichen Begebenheit, geht es daher in diesem Artikel um die Notwendigkeit, den eigenen Platz einzunehmen. Und darum, was das damit zu tun haben kann, wenn die eigenen Grenzen nicht respektiert werden.
Neulich an der Nordsee…
… brav stellten wir uns an der Schlange für den C-Test an. Ein Herr, der auf einer Mauer saß, machte mich darauf aufmerksam, dass er das Ende der Schlange sei. Aha, ok. War nicht ersichtlich. Ich gebe zu, ich war sowieso schon genervt von der ganzen Aktion und mein letzter C-Test war alles andere als erfreulich. Evtl. hab ich mit gereizten Ohren gehört. (In der GFK würden wir sagen, ich hatte Wolfsohren auf) Aber für mein Empfinden kam da schon eine gewisse Empörung mit. Ich fühlte mich jedenfalls, als hätte ich was falsch gemacht.
In Minischritten bewegten wir uns dann Richtung Eingang. Ich war ins Gespräch vertieft, lies mich eher treiben, als dass ich etwas steuerte. Schon gar nicht meine Schritte.
Irgendwann wurde ich von der Seite angeranzt von dem Herrn von der Mauer, diesmal definitiv mit Empörung. “ Ich gehe immer weiter zur Seite und Sie rücken immer mehr auf!“. Tatsächlich stand ich nicht mehr hinter ihm, sondern hinter den Leuten, die mal vor ihm waren. Das habe ich aber gar nicht mitbekommen. Ich bin einfach da hingegangen, wo Platz gewesen ist, während ich ins Gespräch vertieft gewesen bin.
Eigenverantwortung vs. Rücksichtnahme
Ich hab noch ein halbwegs freundliches „Tschuldigung. Das war mir nicht bewusst“ rausgedrückt, war aber innerlich total genervt, weil ich mich zu unrecht angeranzt fühlte. Hab ich ja nicht mit Absicht gemacht. „So ist das halt, wenn man seinen Platz nicht einnimmt“, hab ich mir gedacht. „Dann macht man den Raum frei für andere. Bleib doch auf deinem Platz stehen, wenn ich näher komme, weise mich drauf hin, anstatt dich immer weiter zurückzuziehen. Ist doch eigentlich logisch, oder? Wie wäre es mal mit etwas Selbstverantwortung?“ Ja OK, ich war echt nicht gut drauf ;o)
Die Moral aus der Geschicht`
Was ich mir für mich gemerkt habe: nicht immer ist das böse gemeint, wenn ein anderer den eigenen Raum einnimmt. Passiert ja öfter mal in Einkaufsschlangen. Meist bemerkt man den anderen nicht einmal. Das ist ein ganz natürliches Phänomen. Und das gilt auch nicht nur für den physischen Raum, sonder auch, wenn es darum geht, keinen Platz für die eigenen Bedürfnisse zu finden. Wenn man sich körperlich, emotional oder mental immer weiter zurückzieht, dann passiert auf der anderen Seite Ausdehnung. Und zwar bis man an irgendwann an eine Grenze kommt. Wann diese Grenze kommt, das bestimmt die Person, die die Grenze setzt. Es ist so naheliegend, ärgerlich zu werden, das für Rücksichtslos zu halten. Aber es hat wie immer zwei Beteiligte. Daran darf man sich erinnern.
An die eigene Nase gefasst. Oder wie war das mit dem Resonanzgesetz?
So weit so gut.
Was ich aber besonders lustig finde vom Universum ist, dass ich mich die Tage vorher selbst in der Position befunden habe, dass ich fand, dass man MIR nicht genug Raum gelassen hat. Dass ich mich zurück genommen habe, weil ich das Gefühl hatte, andere brauchen den Raum gerade mehr. Und da war sowas wie ein Wunsch, man möge doch Rücksicht auf mich nehmen :o)
Ja, so ist das mit dem Universum… Es hält gerne eine Lektion bereit.
Resilienz hilft. Immer.
Und was hat das ganze jetzt mit Resilienz zu tun? Jede Menge. Denn für mich gehört zu Resilienz auch dazu, in so einem Moment gut für sich einzustehen, egal auf welcher Seite man nun steht (von wegen Selbstwirksamkeit) und auch gut wieder da raus zu kommen. Also nicht noch ewig gedanklich daran festzuhalten.
Keep your energy high!
Solche scheinbar kleinen Situationen passieren ja täglich, mehrfach. Es sind die kleinen Energieräuber, die, wenn wir nicht aufpassen, am Ende des Tages keine Energie mehr übrig lassen. Je weniger Energie, umso höher der Stress und das Gefühl der Überforderung. Resilienz hilft, dass solche Momente entweder gar nicht erst entstehen oder aber schnell wieder losgelassen werden, damit die Energie für die wirklich wichtigen Dinge des Lebens zur Verfügung steht ?
Und du so? Kannst du deine Grenzen wahren?
Wie geht es dir so, mit Deinem Raum? Nimmst du ihn ein oder überlässt du gerne mal anderen dein Feld? Und wie gehst du dann damit um? Beschwerst du dich, leise oder laut? Empörst du dich? Oder hast du eher eine „so ist das halt“-Haltung?
Ich kann dich nur ermutigen, deinen Platz einzunehmen und für dich einzustehen. Das ist dein gutes Recht und tatsächlich auch für deine Mitmenschen eine Erleichterung, weil sie dann nämlich auch deine Grenzen kennen und nicht Gefahr laufen, diese versehentlich zu überschreiten.
Alles Liebe für Dich
Bela