Persönlichkeitsentwicklung ist in Mode gekommen, teilweise entartet sie schon zum Selbstoptimierungswahn. Es steckt auch eine gewisse Gefahr darin, nie mit sich zufrieden zu sein. Und trotzdem sehe ich den Nutzen, den die bewusste persönliche Entwicklung mit sich bringen kann. Viele unserer "So bin ich eben"-Eigenschaften machen uns zu schaffen, weil sie zu belastenden Gefühlen führen. Z.B. indem wir gewissen Situationen aus dem Weg gehen oder sie immer wieder auf eine Art erleben, die wir so gar nicht wollen. Persönlichkeitsentwicklung dient auch der Problemlösekompetenz und ist damit stressreduzierend und resilienzfördernd. Immer dann, wenn wir unter unserem eigenen Verhalten und Erleben leiden, wenn wir uns selbst im Wege stehen und nicht zufrieden sind mit dem, was wir in der Lage sind zu leben, dann macht es Sinn, an sich zu arbeiten und sich bewusst zu entwickeln. Nicht, weil wir nicht okay sind, sondern um das Leben schöner zu machen. Also aus der Liebe zu sich selbst. Diese Haltung macht für mich einen wichtigen Unterschied.
Was ist diese „Persönlichkeit“
Dazu vorher eine Definition, wie ich unser Menschesein verstehe. Ich glaube, im innersten Kern sind wir alle gleich. In uns steckt der göttliche Funke, das, was uns alle verbindet.
Daraus entstand die Seele, immer noch dicht dran am Kern, aber mit individueller Ausprägung durch die unterschiedlichen Entwicklungsstufen, in denen wir uns befinden. Wir inkarnieren auf der Erde und machen die Lernerfahrungen die unsere Seele benötigt, um sich am Ende wieder ganz mit dem göttlichen Kern zu verbinden. Ich stelle mir das so vor, dass die während eines Lebens gemachten Erfahrungen von der Seele "mitgenommen" werden, die Seele selbst aber heil bleibt. Ähnlich wird das hier beschrieben.
Während unseres Erdendaseins entwickeln wir unsere Persönlichkeit. Also Gefühle, Gedanken, Verhalten, Einstellungen usw. Diese sind besonders geprägt durch das Umfeld in dem wir aufwachsen und die Erfahrungen, die wir machen. Auf dieser Ebene nehmen wir uns als Individuum wahr und sind mitunter sehr verschieden. Dies ist das Ich, auch Ego genannt.
Die natürliche Entwicklung der Persönlichkeit
Dieses Ich entwickelt sich im Laufe des Lebens ganz von selbst. Wir verändern uns auf dem Weg vom Kind zum Erwachsenen, lernen in den jeweiligen Lebensphasen etwas dazu. Jede neue Herausforderung, wenn wir uns auf etwas Neues einstellen müssen, uns neue Fähigkeiten aneignen, unsere Komfortzone verlassen, bringt eine Entwicklung mit sich. Die Persönlichkeit entwickelt sich also ganz von alleine und natürlich entwickelt sich so auch die Seele weiter.
Bewusste Persönlichkeitsentwicklung
Ich kann meine Entwicklung aber auch ganz bewusst voran treiben, wenn ich mich immer wieder auf neuen Pfaden bewege (auch wenn die äußeren Umstände mich nicht dazu zwingen), neue Dinge ausprobiere und neue Erfahrungen mache. Der Horizont erweitert sich, neue Perspektiven können eingenommen werden.
Auch das eigene Verhalten, typische Reaktionsmuster können angesehen, hinterfragt und daran gearbeitet werden. Der oft gehörte Satz „Ich bin eben so“ stimmt für mich nur teilweise. Ich denke zwar, wir kommen tatsächlich mit gewissen Strukturen und Eigenschaften hierher. Das, was die Seele mitbringt. Sozusagen der aktuelle Stand der Dinge, wenn man die Entwicklung auf der höheren Ebene ansieht. Aber ein Großteil des Erlebens und Verhaltens lassen sich eben doch verändern. Ich glaube wir sind viel weniger „So“ als wir denken. Es steckt so viel in uns, was wir gar nicht ahnen. Wir sind zu viel mehr in der Lage, als wir glauben.
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, je mehr die eigene Persönlichkeit verstanden und aufgeräumt wird, umso leichter fällt es auch, sich nicht mehr so sehr damit zu identifizieren. Es entsteht eine Ahnung, dass es etwas Größeres gibt, was hinter dem Ich steht: die Seele. Ist dieser Kontakt erstmal hergestellt, fällt es zunehmend leichter, mehr und mehr daraus zu leben. Das verleiht dem Leben mehr Freiheit,a ber auch mehr Tiefe.
Warum kann ich nicht einfach so bleiben, wie ich bin? Warum soll ich mich verändern?
Die gute Nachricht: Jeder darf so bleiben wie er ist, kein Zwang. Darf ja schließlich jeder für sich selbst entscheiden, wie das eigene Leben gelebt und gestaltet wird. Wer keine Lust auf das Ganze hat, lässt es einfach, das ist okay. Wer wie ich aber gerne an sich arbeitet, sich ausprobiert und Spaß daran hat, die eigenen Grenzen permanent zu erweitern: auch okay :o) Keiner ist besser oder schlechter.
Die Menschen aber, die unzufrieden sind mit ihrem Leben, die gerne etwas erreichen würden, die für sich den Bedarf sehen oder die denken, ich würde so gerne aber das kann ich ja nicht weil ich bin ja so und so. Die vielleicht sogar unter sich leiden oder die schon irgendwo in sich das Gefühl haben, dass da noch mehr sein müsste, die aber nicht wissen, wie sie dieses mehr erreichen können, diesen Menschen möchte ich sagen: Du kannst! Du hast die Möglichkeit dich zu entwickeln und zu verändern. Du glaubst gar nicht, was alles in dir steckt. Mache dich auf deinen Weg und du wirst begeistert sein.
Wann und warum es sich lohnt, an sich zu arbeiten
Ich selbst hatte aufgrund meiner Geschichte schon ziemlich früh, mit etwa 18 Jahren, einen Punkt erreicht, an dem es so nicht weitergehen konnte. Aus heutiger Sicht würde ich sagen, ich war ein Schatten meiner selbst, hatte mich selbst verlassen, den Zugang zum Sinn des Lebens verloren. Geäußert hatte sich das damals durch Traurigkeit, Freudlosigkeit, Unsicherheit, Einsamkeit. „Zufällig“ bekam ich zu dem Zeitpunkt verschiedene Bücher zu lesen, beschäftigte mich mit dem Buddhismus und verschiedenen spirituellen Weltanschauungen. Mein Weg begann. Und je mehr ich mich damit beschäftigte, umso mehr verstand ich mich selbst, mein Verhalten, meine Situation. Und vor allem lernte ich, mich selbst zu verändern, so dass ich mich zunehmend nicht mehr als Opfer der äußeren Umstände fühlte.
Mir nahe stehende Personen mögen vielleicht sagen, dass ich es etwas übertreibe mit der Selbstanalyse. Ich möge doch die Dinge einfach mal lassen wie sie sind. Und ja, manchmal fand ich es selbst anstrengend, von einem in den nächsten Prozess geschubst zu werden. Ich hatte aus der Not heraus einen ziemlich hohen Gang eingelegt und in dem Tempo ging es dann eben weiter. Das mag nicht für jeden das Richtige sein. Und so, wie ich es gemacht habe, würde ich es auch niemanden empfehlen. Es wäre leichter gewesen, wenn ich mir an manchen Stellen Unterstützung geholt hätte von Menschen mit Erfahrung. Menschen, die mir hätten Tipps geben können, wie ich die Dinge etwas leichter und liebevoller angehen kann. So war es wirklich ziemlich harte Arbeit. Ich wollte das „durchziehen“ (typisch Steinbock: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen 😉 ) Ich habe in mir gespürt, dass es möglich und für mich auch wichtig ist, einen ganz bestimmten Punkt zu erreichen. Den Punkt, an dem ich zufrieden bin mit mir. An dem ich die Dinge dann auch lassen kann, auch wenn sie nicht perfekt sind. Ich wollte sozusagen den Keller aufgeräumt haben, ein stabiles Fundament schaffen. Manchmal habe ich an mir selbst gezweifelt. Daran, ob dieser Punkt jemals erreicht sein wird. Habe mich gefragt, ob ich mir etwas vormache. Heute kann ich mit Erleichterung sagen: Ich hatte Recht 🙂 Es gab diesen Punkt und ich habe ihn mittlerweile erreicht. Ich habe es geschafft, mich so zu entwickeln, dass ich zufrieden bin mit mir und meinem Sein und mich als aktiven Gestalter meines Lebens wahrnehme. Das heißt allerdings nicht, dass ich aufhöre, mich weiter zu entwickeln. Ich habe nämlich Spaß daran gefunden. Aber ich bin sanfter geworden mit mir.
Ein bisschen kann ich auch nicht anders, als die Dinge zu erforschen. Wenn mir etwas unklar ist, ich etwas spüre, aber nicht verstehe, dann arbeitet es so lange in mir, bis ich es begreife, bis die Klarheit da ist. Erst dann stellt sich Ruhe ein. Allerdings mache ich das weniger aus der Not heraus (wobei es natürlich trotzdem neue Themen geben kann, die den Bedarf wecken). Hauptsächlich ist es aber so, dass ich mich bewusst neuen Herausforderungen stelle, weil ich etwas erreichen möchte. Weil ich etwas schaffen möchte, was ich mir bisher nicht getraut habe. Weil ich Lust habe, herauszufinden, was noch alles tief in mir steckt und ich diesen Schatz - den auch du in dir hast - entdecken und nutzen möchte, um diese Welt zu einem besseren Ort zu machen. Ich möchte meinen Teil hier beitragen, meiner Bestimmung folgen. Der Keller ist weitestgehend sauber, das Fundament stabil, nun können die oberen Etagen ausgebaut werden. Dort geht es darum, meinen Seelenplan zu erkennen und ins Leben zu bringen.
Es lohnt sich also auch für Dich an Dir zu arbeiten,
- wenn du unzufrieden bist mit dir und deinem Leben oder einer bestimmten Situation
- wenn du dich nicht traust, Dinge zu tun, auf die du eigentlich Lust hast
- wenn es dir an Selbstbewusstsein/Selbstwertgefühl mangelt
- wenn du etwas verändern möchtest
- wenn du das Gefühl hast, das kann nicht alles gewesen sein
- wenn du den Eindruck hast, fremdbestimmt zu leben
- wenn dir die Lebensfreude abhanden gekommen ist
- wenn du herausfinden möchtest, was noch in dir steckt
- wenn du dich nach mehr Leichtigkeit sehnst, nach dem Gefühl "im Fluss" zu sein
- wenn du dich abgetrennt/isoliert fühlst
Ich bin mir nicht sicher, ob man wirklich alles erreichen kann, was man sich wünscht. Ich vermute, dass es gewisse Grenzen gibt. Mit manchen Dingen muss man sich vielleicht tatsächlich abfinden. Aber vieles lässt sich verändern und verbessern. Wer einmal anfängt, sich mit sich selbst zu beschäftigen, erkennt auch immer mehr, was er/sie nicht ist. Schicht für Schicht werden Altlasten abgetragen, das wahre Selbst kann immer mehr zum Ausdruck kommen und so verwirklicht werden. Ein Weg, der sich lohnt!