22/09/2016

Was tun mit Wut und Rachegedanken?

By Bela Janine Höfer

September 22, 2016


Deine Wut möchte Dir etwas sagen!

Wut gehört zu den Gefühlen, die hier nicht so gerne gesehen werden. Das ist zeimlich schade, denn Wut ist ein großartiges Gefühl und es ist so wichtig, auf sie zu reagieren. Aber eben auf einen gesunde Art und Weise. Lies mehr dazu in diesem Artikel.

Shit happens! Oder wie ich ein „Opfer“ der Wut wurde

Gestern Mittag hatte ich mein Fahrrad an einem Laternenpfahl angeschlossen. Ein anderes Fahrrad stand bereits auf der anderen Seite der Laterne. Aufgrund mangelnder Plätze, an denen man sein Fahrrad anschließen kann, ist das ein normaler Zustand bei uns.
Als ich 2 Stunden später wieder zu meinem Fahrrad kam, war das andere Rad weg. Ich habe mich gewundert, warum mein Fahrradkorb seitlich runterhängt. Bei näherem Hinsehen habe ich bemerkt, dass die Halterung abgerissen wurde. Ich dachte mir, dass der Besitzer des anderen Rads wohl etwas ruppig dabei vorgegangen ist, sein Rad zu nehmen. Vielleicht haben sich die Räder verhakt oder so.

Es war ein Racheakt

Als ich mein Schloss abgemacht habe, fiel ein metallener Flaschenhalter auf den Boden und mir wurde klar, dass ich versehentlich mein Schloss so angebracht hatte, dass das andere Rad mit dem Getränkehalter mit angeschlossen wurde. Zum Dank wurde also mein Fahrradkorb abgerissen. Als ich dann losfahren wollte, habe ich festgestellt, dass auch noch beide Reifen platt sind (heute hat sich rausgestellt, die Reifen wurden zerstochen, nicht nur die Luft raus gelassen).

Da muss jemand ziemlich großen Frust gehabt haben. Und ich kann das verstehen, es ist auch echt ärgerlich, wenn man es vielleicht auch noch eilig hat und dann mit so einer nervigen Situation konfrontiert wird. Es tut mir wirklich leid, dass ich durch meine Unaufmerksamkeit solche Unannehmlichkeiten bereitet habe. Schade ist nur, dass das diese Person nicht erreichen wird. Ich wundere mich trotzdem darüber, wie extrem der Mensch auf die Situation reagiert. Das hat mich dazu gebracht, über das Thema Rache nachzudenken:

Rache ist ein Zustand, in dem der Betroffene nicht in der Lage ist, die in ihm lebendig gewordenen Gefühle auszuhalten oder auch die Verantwortung dafür zu übernehmen und daher diese am auslösenden Menschen, dem vermeintlichen Täter, ausagiert in dem Glauben, dass dieser Schuld und es aufgrund der vorangegangenen Tat auch berechtigt sei, sich zu rächen.

Vielleicht war es aber auch keine Rache, sondern „nur“ ein Art Belehrung. „Schau, was Du getan hast. Damit Du das nie wieder tust, werde ich Dir ein paar Unannehmlichkeiten bereiten“. Also Strafe, um daraus zu lernen. Ein beliebtes Konzept in unserer Welt. Wir verbieten die Rache (Selbstjustiz) und führen dafür offizielle Strafen ein. Aber funktioniert das? Ich für mich kann sagen, dass ich nicht glaube, dass mich diese „Bestrafung“ dazu bringen wird, nie wieder ein anderes Fahrrad versehentlich anzuschließen. So was passiert ja aus Unachtsamkeit. Gestern hatte ich einfach so viel um die Ohren und war so in Eile, dass ich einfach nicht im Moment war. In so einem Zustand erinnere ich mich aber auch nicht mehr daran, dass mich da mal jemand belehren wollte (Ist mir übrigens schon mal passiert).

Die Wut-Kette durchbrechen

Eine gängige Reaktion wäre wohl, dass ich wütend darauf reagiere, denjenigen beschimpfe etc. Interessanterweise bin ich total ruhig geblieben. Natürlich habe ich Gedanken und Beurteilungen dazu, z.B. dass ich das Verhalten asozial finde. Aber in mir ist alles ruhig. Kein Ärger, kein Wunsch nach Vergeltung. Ich bin selbst etwas erstaunt darüber, weil ich mich in vergleichbaren Sitautionen durchaus schon anders erlebt habe 🙂 Aber da ich ja an diesem Ergebnis nichts mehr hätte ändern können, hätte mich Wut und Ärger auch nicht weitergebracht.

Wenn wir wollen, dass Frieden Raum findet in unserer Welt, dann müssen wir den Frieden in uns finden. Es ist dazu unbedingt notwendig, die Verantwortung für die eigenen Gefühle und das eigene Erleben zu übernehmen, bei sich selbst zu bleiben, damit man diese Kette von Aktion und Reaktion, von Wut und Rache durchbrechen kann.

In einem Zustand, in dem man nicht in der Lage ist, die eigene Wut direkt „zurückzugeben“ wird sie sonst der nächste abbekommen. Häufig sind das die Menschen, die uns am nächsten stehen, manchmal aber auch völlig Fremde. Der Mann, der uns versehentlich anrempelt, das Kind, das an der Kasse Alarm macht oder der Nachbar, der sich nicht nach unseren Vorstellungen verhält. Oder aber, man fängt an, die Wut gegen sich selbst zu richten, weil man sich nicht gestattet, sie zu fühlen. So oder so sind das sehr destruktive Verhaltensweisen für ein Gefühl, das eigentlich so wertvoll ist.

Die Bedeutung von Wut

Wut ist ein wunderbares Gefühl. Sie zeigt Dir an, wenn etwas passiert, was Du nicht möchtest. Sie ist Dein Signal, dass Du etwas ändern sollst. Und sie gibt Dir die Kraft, dies auch zu tun. Wer mal richtig wütend war, der weiß, dass man dann Bäume ausreißen kann. Schräg wird es erst, wenn man anfängt, die Wut auf andere zu projizieren. Wenn man anderen die Schuld gibt an der eigenen Wut und sich dann bestärkt fühlt, sie durch aggressives Verhalten am anderen auszuagieren.
Leider wird Wut in unserer Gesellschaft verpönt, als hässlich angesehen. Etwas, was man nicht haben sollte. Wer wütend ist, hat sich nicht unter Kontrolle. Dabei ist es nur der fehlende Umgang mit der Wut, der sie so unschön werden lässt. Wut an sich ist etwas wundervolles. Es ist Lebenskraft pur.

Gefühle kommen und gehen

Was es braucht, damit dies auch so erlebt werden kann, ist die Innenschau. Der bewusste Zugang zu den eigenen Gefühlen und das Verstehen der Zusammenhänge zwischen Gefühl und Bedürfnis hilft, dass man lernt, sie wahrzunehmen und die Verantwortung dafür zu übernehmen. Man kann sie annehmen, da sein lassen ohne sie zu be- oder verurteilen. Und vor allem: man fühlt sich nicht mehr hilflos ausgeliefert. Gefühle kommen und gehen, werden eher als selbstverständlicher Teil der eigenen Wirklichkeit erlebt. Nicht als etwas, dass man aushalten muss.

Das Schöne dabei ist, dass auch die positiven Gefühle so immer intensiver gespürt werden können. Gleichzeitig verschwindet aber auch die Identifikation damit, so dass der Seinezustand, also das Wohlbefinden, nicht mehr daran hängt, ob man gerade glücklich oder traurig ist. Das klingt vielleicht etwas verwirrend. Es ist, als wenn es hinter den Gefühlen eine friedvolle Ebene gibt, in der man sich wohl fühlt, selbst wenn unangenehme Emotionen vorhanden sind.

Wenn Dich das neugierig gemacht hat, dann empfehle ich Dir, Dich regelmäßig bewusst mit Deinen Gefühlen zu befassen. Frage Dich täglich, wie es Dir gerade geht, was Du fühlst, was Du brauchst. Am Anfang ist das vielleicht nicht so einfach, weil es ungewohnt ist, wirklich hin zuspüren. Aber mit der Zeit wird es leichter. Wie ein Sinn, der geschärft oder eine Fähigkeit, die trainiert wird.

Ich möchte gerne mehr zu diesem Thema schreiben, weil es mir wirklich am Herzen liegt und ich sehe, wie wenig viele Menschen im Kontakt sind mit dem, was in ihnen ist, bzw. es eher als belastend als befreiend erleben, Angst davor haben und so weiter. Wenn Du Dich angesprochen fühlst dann freue ich mich über Dein Feedback, Deine Fragen, Deine Gedanken dazu. Gerne kannst Du mir sie per Mail schicken.


Hast du Schwirigkeiten, mit der Wut oder anderen Emotionen umzugehen? Dann kann ich dir das HeartMath-Coaching empfehlen. Hier lernst du Techniken, mit denen du dich schnell wieder in den Griff bekommst und die langrifstig sogar dafür sorgen, dass dein Gehirn so „umgebaut“ wird (Stichwort Neuroplastizität), dass du gar nicht erst so schnell außer dich gerätst.


Alles Liebe
Bela

Bela Janine Höfer

Seit 25 Jahren erforsche ich das Feld der Persönlichkeitsentwicklung, Psychologie und Spiritualität. Und vermutlich werde ich nicht mehr damit aufhören, denn es hört nicht auf spannend zu sein. 

In diesem Blog teile ich meine Erfahrungen und mein Wissen mit Dir.

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